Geldanlage Vermögensplanung – Brutto und Netto Liquidität des Geldes

Brutto ist nicht gleich Netto
Wer wissen will, wie rentabel seine Anlagen
wirklich waren, darf nicht nur die Erträge, sondern muss auch die Kosten berücksichtigen – zum Beispiel für ein Depot, in dem Anleihen und Fonds verwahrt werden, und eventuelle Provisionen für den An- und Verkauf der Papiere. Sie zehren einen Teil der Bruttorendite auf. Das, was unter dem Strich bleibt, ist die Nettorendite.

Mit den Kosten alleine ist es aber meist nicht getan. Auch das Finanzamt verlangt in vielen Fällen von Zinsanlegern seinen Anteil. Der Ertrag, der danach letztlich beim Anleger ankommt, ist die Nettorendite nach Steuern. Diese lässt sich nur dann genau berechnen, wenn der Anleger seinen persönlichen Grenzsteuersatz kennt.

Liquidität: Die Verfügbarkeit des Geldes
Neben der Rendite und der Sicherheit einer Anlage ist vor allem auch die Frage relevant, wie schnell und einfach der Anleger wieder aussteigen kann. In der Regel gilt, dass Zinsanleger, die sich für einen längeren Zeitraum festlegen, dafür mit einer höheren Rendite „entschädigt” werden. Schließlich können viele Zinsanlagen, wie zum Beispiel Sparbriefe, während der Laufzeit gar nicht vorzeitig gekündigt, geschweige denn verkauft werden.

Der Vorteil festverzinslicher Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden, ist, dass sie grundsätzlich an jedem Handelstag ohne große Formalitäten veräußert und zu Geld gemacht werden können. Allerdings: Nicht jede Anleihe wird so rege gehandelt, dass der Anleger sicher sein kann, zu jedem Zeitpunkt einen Käufer für seine Papiere zu finden. Die Liquidität, wie es in der Fachsprache heißt, ist bei solchen Anleihen niedrig.

Das heißt aber nicht, dass die hohe Liquidität einer Anleihe automatisch mehr Ertragssicherheit bedeutet. Denn der Preis, den der Anleger erhält, wenn er an einem bestimmten Tag auf jeden Fall verkaufen will, ist nicht garantiert. Er muss den Kurs akzeptieren, der sich aufgrund der aktuellen Zinssituation ergibt. Unter Umständen heißt das, er bekommt weniger Geld zurück als er ursprünglich eingezahlt hat – womit sich wiederum der Kreis aus Rendite, Sicherheit und Liquidität schließt.
Prioritäten setzen und Stärken nutzen Nicht nur bei seinen Sparzielen, sondern auch bei der Auswahl und Zusammenstellung einzelner Anlagen gilt daher: Der Sparer muss Prioritäten setzen. Wer zum Beispiel sein angespartes Geld in einem Jahr etwa für eine größere Anschaffung oder den Kauf einer Immobilie benötigt, muss auf Nummer Sicher gehen und sich bei der Rendite bescheiden. Sparer, die dagegen langfristig für ihren Lebensabend Vorsorgen, können der Rendite einen höheren Stellenwert einräumen und im Gegenzug Abstriche bei der Sicherheit und/ oder der Liquidität in Kauf nehmen.

Ziel ist es nun, beim Vermögensaufbau alle drei Größen dieses magischen Dreiecks so gut es geht unter einen Hut zu bekommen. Dabei gilt es, die individuellen Stärken unterschiedlicher Anlageformen zu nutzen und auszubalancieren anstatt einzelne überzugewichten. Ein ausgewogenes Depot zeichnet sich demnach dadurch aus, dass Rendite, Risiko und Liquidität in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Eine passable Rendite nützt beispielsweise wenig, wenn sie mit überdurchschnittlich hohen Risiken „erkauft” wird. Umgekehrt gilt: Wer versucht, jegliches Risiko auszuschalten oder zumindest so gering wie möglich zu halten, muss damit rechnen, eine Rendite zu erzielen, die wenig über Sparbuchniveau liegt.

Die Lösung (für Vermögende)
Die zündende Idee zur Lösung dieses Problems hatte Harry M. Markowitz. Er fand Ende der 5oer-Jahre heraus, dass es möglich ist, durch den Kauf verschiedener Anlageformen und durch die Mischung mehrerer Titel innerhalb dieser einzelnen Anlageformen das Risiko erheblich zu minimieren, ohne dass die Ertragschancen wesentlich sinken. Für den Anleger bedeutet das, dass er sein Depot nicht wahllos zusammenstellen, sondern von Anfang an systematisch und strukturiert Vorgehen sollte.

Der erste Schritt ist, das eigene Gesamtvermögen so auf Aktien, Anleihen, Bargeld beziehungsweise jederzeit verfügbare Anlagen (und gegebenenfalls Immobilien) aufzuteilen, wie es der individuellen Risikoneigung entspricht. Der Fachmann spricht in diesem Zusammenhang von der Aufteilung auf einzelne Assetklassen. Im zweiten Schritt wird das Anlagekapital innerhalb der einzelnen Assetklassen mittels verschiedener Papiere auf einzelne Branchen, Märkte und Währungen verteilt. Dies nennen Finanzexperten die Asset-Allocation. Dabei achten sie darauf, Papiere auszuwählen, deren Kurse sich weitgehend unabhängig oder sogar entgegengesetzt voneinander entwickeln. Allerdings: Wer seine Asset-Allocation so wie von Markowitz gedacht in Eigenregie konzipieren und in die Praxis umsetzen will, muss über ein beträchtliches Vermögen verfügen. Andernfalls lässt sich das Geld kaum auf die notwendige Zahl von Anlageformen und Produkten verteilen.

Spezialfall: Bequemlichkeit
Zugegeben, Vermögensplanung und Asset-Allocation – das alles klingt ziemlich kompliziert und nicht gerade leicht zu handhaben. Wer sich allerdings die Mühe macht, sich mit den Fragen nach Anlegertyp und Asset-Allocation zu beschäftigen, erhält ein Anlagerezept, das auf Dauer gute Ergebnisse verspricht.
Aber nicht jeder Sparer möchte einen so großen Aufwand betreiben. Vielen ist zudem die leichte Verständlichkeit und Bequemlichkeit einer Anlage ebenso wichtig bei der Auswahl: Sie soll einfach zu handhaben sein, nur wenig Aufmerksamkeit während der Laufzeit benötigen und keinesfalls eine Beobachtung des gesamten Marktumfeldes erfordern. In diesem Ratgeber wird daher versucht, bei der Beschreibung der einzelnen Produkte deutlich zu machen, mit welchem Aufwand die jeweilige Anlageform verbunden ist: Muss sie gar nicht, halbjährlich oder gar monatlich überprüft werden?

Die Erfahrung zeigt, dass derjenige, der ein einfaches Produkt sucht und sich wenig Mühe bei der Auswahl einer Bank machen möchte, bereit sein muss, Abstriche bei der Rendite zu machen.

Die drei Säulen der Asset-Allocation Dabei ist zu beachten, dass es auch unter den „bequemen“ Produkten Renditeunterschiede gibt. Und manchmal lohnt sich schon ein Quäntchen mehr an Aufwand, um ein Zinsplus zu erzielen. Es muss nicht immer gleich die ausgefeilte Strategie sein. Wenn eingeschworene Sparbuchsparer zum Beispiel den Schritt zum Tagesgeldkonto oder zum Festgeldkonto wagen, ist häufig bereits viel gewonnen. Vielleicht findet der eine oder andere bequeme Anleger ja auch Anregungen in diesem Geldanlage-Ratgeber, die ihn in Geldangelegenheiten etwas unternehmungslustiger machen.

Bildquelle: Geldanlegen24.eu